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Forschende haben den Signalweg entschlüsselt, der bei Diabetes die Nervenregeneration hemmt und ein therapeutisches Peptid entwickelt, das neue Perspektiven für die Behandlung und möglicherweise auch für die Prävention diabetischer Nervenschädigungen bietet / Veröffentlichung in „Science Translational Medicine“

Nervenschäden zählen zu den häufigsten und zugleich belastetsten Folgeerkrankungen des Diabetes. Weltweit leiden Millionen Patientinnen und Patienten unter Schmerzen, Taubheitsgefühlen oder Bewegungseinschränkungen – nicht zuletzt, weil geschädigte Nervenfasern bei ihnen aus bislang unklaren Gründen nur unzureichend nachwachsen. Ein Forschungsteam um Professor Dr. Dietmar Fischer vom Institut für Pharmakologie II der Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln und Direktor des Zentrums für Pharmakologie der Uniklinik Köln, hat nun einen zentralen Mechanismus identifiziert, der diese eingeschränkte Regeneration bei Diabetes erklärt. Aufbauend darauf gelang den Forschenden die Entwicklung eines vielversprechenden therapeutischen Ansatzes, mit dem sich die Regeneration steigern lässt. Die Ergebnisse wurden unter dem Titel „Failure of nerve regeneration in mouse models of diabetes is caused by p35-mediated CDK5 hyperactivity“ in der Fachzeitschrift Science Translational Medicine veröffentlicht.

Das Team wies in Mausmodellen für Diabetes mellitus Typ 1 und Typ 2 nach, dass sich das Eiweißmolekül p35 in Nervenzellen stark anreichert. Dieses Protein aktiviert ein Enzym, das eine Signalkaskade in Gang setzt, die das Nachwachsen von Nervenfasern blockiert. Die natürliche Regenerationsfähigkeit der Nerven ist dadurch erheblich eingeschränkt. Durch gezielte Eingriffe in diesen Signalweg – entweder mithilfe genetischer Methoden oder, pharmakologisch, mit neu entwickelten kleinen Eiweißbausteinen (Peptiden), die systemisch verabreicht werden können – gelang es den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die Blockade aufzuheben. In den präklinischen Modellen wuchsen die Nervenfasern daraufhin wieder ähnlich schnell wie bei gesunden Tieren. Begleitet wurde dies von deutlichen motorischen und sensorischen Verbesserungen.

„Unsere Ergebnisse zeigen erstmals, dass die Nervenheilung bei Diabetes auf ein vergleichbares Niveau mit gesunden Tieren gebracht werden kann, wenn die übermäßige Aktivierung des Signalwegs verhindert wird“, sagt Professor Fischer. „Eine Regenerationsverbesserung tritt selbst dann noch ein, wenn eine diabetische Neuropathie bereits manifest ist.“ Besonders aussichtsreich sei dabei ein von seiner Arbeitsgruppe entwickeltes und patentiertes Peptid, das direkt an der Ursache ansetzt und sich prinzipiell zur Weiterentwicklung als Medikament eignen könnte.

Bemerkenswert sei zudem, dass die durch Diabetes verursachte Regenerationsschwäche bereits vor dem Auftreten einer diabetischen Neuropathie auftritt – einer häufigen Komplikation, die nahezu die Hälfte aller Patient*innen betrifft. Professor Fischer und sein Team untersuchen derzeit in einer weiteren Studie, ob der entdeckte Mechanismus auch direkt zur Entstehung dieser Nervenerkrankung beiträgt oder ob sich das Risiko durch die neuen Behandlungsoptionen verringern lässt.

Die aktuelle Studie eröffnet damit neue Perspektiven für die Behandlung und möglicherweise auch für die Prävention von Nervenschädigungen bei Diabetes beziehungsweise der diabetischen Neuropathie, einer der weltweit häufigsten und bislang unheilbaren Folgeerkrankungen


MaAB - Medizin am Abend Berlin Fortbildungen VOR ORT
Professor Dr. Dietmar Fischer
Zentrum für Pharmakologie
Institut für Pharmakologie II
dietmar.fischer@uni-koeln.de

Originalpublikation:
10.1126/sciadv.ady1623

Entzündungen des Herzens

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MHH-Studie: Untersuchung von Entzündungsreaktion mit PET/CT-Bildgebung ermöglicht individuelle Prognose und personalisierte Behandlungsstrategien

Jedes Jahr erleiden in Deutschland mehr als 300.00 Menschen einen Herzinfarkt, in der Fachsprache akuter Myokardinfarkt (AMI) genannt. Dabei stirbt ein Teil des Herzmuskelgewebes der linken Herzkammer ab, die das sauerstoffreiche Blut in den Körper pumpt. Diese Verletzung ruft das Immunsystem auf den Plan: Spezialisierte weiße Blutkörperchen (Leukozyten) lösen eine Entzündungsreaktion im Herzmuskel aus, bei der das beschädigte Gewebe abgebaut wird und setzen so den Heilungsprozess in Gang. Ist die Entzündungsreaktion zu stark, steigt für die Patientinnen und Patienten jedoch das Risiko einer chronischen Herzschwäche (Herzinsuffizienz). Ein Forschungsteam um Professor Dr. Frank Bengel, Direktor der Klinik für Nuklearmedizin der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) und Professor Dr. Johann Bauersachs, Direktor der Klinik für Kardiologie und Angiologie, hat diese Entzündungsreaktion nun genauer untersucht. Dabei ließen sich mit Hilfe einer hochauflösenden, molekularen Bildgebungstechnik nicht nur die individuellen Krankheitsverläufe vorhersagen, sondern auch die jeweils erforderliche Behandlung auf die einzelnen Patientinnen und Patienten abstimmen. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift „Journal of Nuclear Medicine“ veröffentlicht. Die wissenschaftliche Studie ist zudem als Titelthema der Novemberausgabe des Magazins ausgezeichnet worden.

CXCR4-Bindungsstellen steuern Entzündungszellen

Im Zentrum der Untersuchungen standen bestimmte Proteine in der Oberflächenmembran von weißen Blutkörperchen. Diese Rezeptoren namens CXCR4 dienen als Bindungsstellen für kleine Signalproteine, die bei den Leukozyten eine Wanderbewegung auslösen. In früheren Untersuchungen am Mausmodell konnten die Forschenden bereits zeigen, dass CXCR4 nach einem Infarkt zeitweise hochreguliert ist. Sie vermuteten, dass dies beim Menschen ebenso ist und eine Vorhersage der schädlichen Umbauprozesse in der linken Herzkammer und damit die verbleibende Herzfunktion ermöglichen könnte. „Um das zu überprüfen, haben wir 49 Patientinnen und Patienten innerhalb der ersten Woche nach einem AMI mit verschiedenen bildgebenden Verfahren untersucht“, sagt Dr. Johanna Diekmann, Oberärztin an der Klinik für Nuklearmedizin und Erstautorin der Studie.

Tracer machen Abläufe im Herzen sichtbar

Neben Magnetresonanztomographie (MRT) und Myokardperfusionsbildgebung (MPI), also einer nuklearmedizinischen Untersuchung, welche die Durchblutung des Herzmuskels zeigt, nutzen die Forschenden auch hochauflösende Positronen-Emissions-Tomografie (PET) in Kombination mit Computertomografie (CT). Dabei setzten sie sogenannte Radiotracer ein, um die genauen Abläufe nach einem Herzinfarkt zu untersuchen. Die winzigen Spürsubstanzen sind für kurze Zeit schwach radioaktiv und lassen sich im PET/CT sichtbar machen. In den Körper injiziert, heftet sich der Tracer gezielt an die CXCR4-Bindungsstelle der weißen Blutkörperchen im Herzmuskel. Mittels PET-Scanner lässt sich die Entzündungsreaktion im Herzen so ohne zusätzlichen Eingriff direkt und räumlich genau darstellen. Ein weiterer Vorteil der nicht-invasiven Bildgebung: Das Tracer-Verfahren beeinflusst die Reaktion im Körper nicht und verfälscht damit auch nicht das Messergebnis.

Individuelles Risiko abschätzen

Der Ansatz zeigte, dass die CXCR4-Hochregulation über die eigentliche Kernregion des Herzinfarktes hinausgeht. „Die Entzündungen betreffen auch die Randbereiche und führen zum Umbau der linken Herzkammer, der schließlich in eine Herzschwäche münden kann“, erklärt Dr. Tobias König, leitender Oberarzt an der Klinik für Kardiologie und Angiologie. „Im PET/CT können wir direkt sehen, ob eine überschießende Entzündung vorliegt und wie schwerwiegend sie ist.“ Während herkömmliche Bildgebungsverfahren wie MPI und Herz-MRT vorwiegend das Ausmaß der unumkehrbaren Gewebeschäden erfassen, zeigt das PET/CT die genauen Abläufe der Entzündungsreaktion, die den Heilungsprozess steuert. Ergänzt das CXCR4-spezifische PET die bildgebenden Untersuchungen, können die Ärztinnen und Ärzte feststellen, welche Patientinnen und Patienten eine übermäßige oder anhaltende Entzündung aufweisen, die auf einen ungünstigen Umbau der linken Herzkammer und eine Herzinsuffizienz hinweisen kann. „Diese Informationen könnten uns in Zukunft helfen, das individuelle Risiko für eine Herzschwäche abzuschätzen und speziell auf den Patienten abgestimmte Therapien anzubieten“, sagt der Kardiologe.

Die langjährige Kooperation der beiden Kliniken hat die personalisierte Medizin bei Herzinfarkt-Betroffenen jetzt schon entscheidend vorangebracht. Nuklearmedizinerin Dr. Diekmann ist sich sicher, dass die CXCR4-PET-Technik bildgesteuerte Behandlungsstrategien erleichtern werde, so dass die Nuklearmedizin künftig eine aktive Rolle bei der Überwachung und Behandlung von Herzinfarkten spielen.

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Dr. Johanna Diekmann, 

diekmann.johanna@mh-hannover.de 

Dr. Tobias König

koenig.tobias@mh-hannover.de.


Originalpublikation:
Die Originalarbeit “CXCR4 PET/CT Predicts Left Ventricular Recovery 8 Months After Acute Myocardial Infarction” finden Sie unter: https://jnm.snmjournals.org/content/early/2025/09/18/jnumed.125.2708




Monitoring-System Drogentrends (MoSyD)

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Monitoring-System Drogentrends (MoSyD) 2024: Suchtforscher Prof. Dr. Bernd Werse präsentiert Ergebnisse der aktuellen Studie für Frankfurt am Main, die das Drogenreferat der Stadt seit 2002 unterstützt

Frankfurter Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 15 und 18 Jahren nehmen so wenige legale und illegale Drogen wie seit 20 Jahren nicht. Bei allen Substanzen sind die Konsumzahlen rückläufig. Mehr als ein Viertel der jungen Menschen dieser Altersgruppe hat sogar noch nie im Leben Alkohol, Nikotin oder sonstige legale und illegale Drogen konsumiert. Als häufigste Gründe werden „kein Interesse“ und „die Sorge vor gesundheitlichen Folgen“ genannt.
Dies hat die jüngste, repräsentative Drogentrendstudie „Monitoring-System Drogentrends“ (MoSyD) 2024 ergeben, die das Drogenreferat der Stadt Frankfurt am Main seit 2002 unterstützt.

Rückläufiger Cannabiskonsum

„Auch die Teillegalisierung von Cannabis hat nicht zu einer höheren Konsumbereitschaft unter Jugendlichen geführt – auch wenn das vielleicht einige anders erwartet haben“, sagt Professor Dr. Bernd Werse, Leiter des Instituts für Suchtforschung der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS), der seit Beginn an für die MoSyD-Studie verantwortlich ist. „Tatsächlich hat sich der Abwärtstrend beim Cannabiskonsum eindrucksvoll fortgesetzt.“ Von den befragten Jugendlichen gaben 78 Prozent an, noch niemals Cannabis konsumiert zu haben. 13 Prozent der Befragten haben Cannabis schon einmal probiert, konsumieren aber aktuell nicht. 6 Prozent konsumieren gelegentlich und jeweils 1 Prozent der Jugendlichen konsumiert etwa einmal pro Woche, mehrmals pro Woche oder täglich Cannabis. Seit dem Erhebungsbeginn im Jahr 2002 haben noch nie so wenige Schüler*innen Cannabis konsumiert.

„In keiner anderen Stadt in Deutschland werden neue Drogentrends unter Jugendlichen so früh erkannt wie in Frankfurt. Wir können genau sagen, was nur gefühlte Wahrheiten sind – und was Realität. Die Studie belegt: Frankfurt ist mit seiner Drogenpolitik auf dem richtigen Weg. Unser Präventionsansatz wirkt“, sagt Sozial- und Gesundheitsdezernentin Elke Voitl. Unter anderem wurden zusätzliche Workshops an Schulen angeboten und auch Angebote zum Thema Cannabis im Bereich Frühintervention und Beratung angepasst und erweitert.
„Schulen sind für uns besonders wichtige Partner“, ergänzt Oliver Müller-Maar, kommissarischer Leiter des Drogenreferats. „Dort erreichen wir Jugendliche und junge Erwachsene in großem Umfang. Sie lernen dort gemeinsam mit ihren Freunden und Fachkräften im Dialog. Das hat eine große Relevanz“. Voitl und Müller-Maar appellieren deshalb an Schulleitungen und Lehrkräfte, Zeit für Präventions-Workshops und Infokampagnen zu reservieren – auch wenn der Lehrplan drückt, was häufig der Fall ist.

Sinkender Konsum bei Lachgas und E-Zigaretten

Erfolge der Prävention sieht Voitl auch bei den Themen Lachgas und E-Zigaretten. Bei beiden Substanzen gingen die Konsumraten nach deutlichen Anstiegen in der Vergangenheit wieder zurück. In beiden Fällen hält Elke Voitl das „erfolgreiche Zusammenspiel“ aus Aufklärung, Verkaufsverboten an Jugendliche und staatliche Werbeverbote für wichtig.

Psychische Probleme im Blick

Ein weiterer Aspekt, der sich aus den MoSyD-Daten ableiten lässt: Der Medienkonsum und der Einfluss von sozialen Netzwerken auf junge Menschen. Die 15- bis 18-Jährigen sind täglich mehrere Stunden online unterwegs. WhatsApp, Instagram, Snapchat und TikTok spielen dabei eine wichtige Rolle für die große Mehrheit der Jugendlichen.

Dies gelte ebenso für das Thema psychische Probleme, die auch Auswirkungen auf das Konsumverhalten haben können. Im Jahr 2024 gaben 19 Prozent der 15- bis 18-Jährigen an, dass sie in den vergangenen zwölf Monaten unter nennenswerten psychischen Problemen gelitten haben. Damit ist ihr Anteil nach mehrjähriger Steigerung in den Corona-Jahren das zweite Jahr in Folge wieder gesunken. Neben den am häufigsten genannten Problemen (depressiven Symptomen, Angst- und Panikstörungen sowie Essstörungen) spielten für einige Befragte auch selbstverletzendes Verhalten, ADHS und weitere psychische Probleme eine Rolle. Psychische Belastungen wurden von Schülerinnen mehr als dreimal häufiger genannt als von Schülern.

Alkohol am meisten diskutiert

Gesundheitsbewusst und aufgeklärt zeigen sich Frankfurter Jugendliche und junge Erwachsene 2024 beim Thema Alkohol. Der rückläufige Trend beim Konsum, der seit einigen Jahren zu beobachten ist, hat sich auch 2024 fortgesetzt. 88 Prozent der Schüler:innen trinken aktuell entweder überhaupt keinen Alkohol oder konsumieren moderat. 6 Prozent aller befragten Jugendlichen trinken episodisch riskant, 4 Prozent regelmäßig riskant, und 2 Prozent weisen ein exzessives Alkoholkonsummuster auf. Letzteres ist der Fall, wenn Jugendliche im Vormonat mehr als 20 Mal Alkohol getrunken haben oder mindestens zehnmal angetrunken oder betrunken waren.

„Auch wenn der Konsum bei der Mehrzahl der Jugendlichen über die Jahre rückläufig ist, behalten wir die kleine Gruppe von intensiv konsumierenden jungen Menschen im Blick“, sagt Oliver Müller-Maar. „Die MoSyD-Schulbefragung bleibt deshalb eine der wichtigsten Arbeitsgrundlagen, um unsere Präventions- und Beratungsangebote aufzustellen.“

Beteiligung

1054 Schüler*innen in der Altersgruppe 15 bis 18 Jahren haben sich an der Schulumfrage beteiligt. Im Durchschnitt waren sie 16,5 Jahre alt, 88 Prozent wohnten in Frankfurt am Main. Der Erhebungszeitraum der aktuellen MoSyD-Studie lag zwischen Oktober 2024 und März 2025.

MaAB - Medizin am Abend Berlin Fortbildungen  Christian Rupp, Telefon +49 69 212-47386, E-Mail: christian.rupp@stadt-frankfurt.de

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Frankfurt University of Applied Sciences, Institut für Suchtforschung (ISFF), Prof. Dr. phil. Bernd Werse, Telefon: +49 69 1533-2617, E-Mail: bernd.werse@fra-uas.de
Weitere Informationen finden Sie unter
(Webseite des Instituts für Suchtforschung)
(Ausgewählte Ergebnisse der Studie/Webseite Drogenreferat)

Spermin: Alzheimer und Parkinson

Forschende am Paul Scherrer Institut PSI haben geklärt, wie sogenanntes Spermin – ein kleines Molekül, das viele Prozesse in den Zellen des Körpers reguliert – Krankheiten wie Alzheimer und Parkinson vorbeugt: 

Es macht bestimmte Eiweisse unschädlich, indem es ähnlich wirkt wie Käse, der Nudeln miteinander verklebt. 

Die Erkenntnis könnte helfen, solche Krankheiten zu bekämpfen. 

Nun wurden die Ergebnisse im Fachblatt Nature Communications publiziert.

Unsere Lebenserwartung steigt – und so treten auch altersbedingte Leiden immer häufiger auf, darunter auch die neurodegenerativen Krankheiten wie Alzheimer und Parkinson. 

Ursache dieser Erkrankungen im Gehirn sind Ablagerungen schädlicher Eiweissstrukturen, die aus falsch gefalteten sogenannten Amyloidproteinen bestehen. 

Diese erinnern in ihrer Form an Fasern oder Spaghetti. 

Bis jetzt gibt es noch keine effektive Therapie, um solche Ablagerungen zu verhindern oder wieder loszuwerden.

Doch ein körpereigenes Molekül namens Spermin weckt Hoffnung. 

Wie Forschende um Studienleiter Jinghui Luo vom Zentrum für Life Sciences des Paul Scherrer Instituts PSI in Experimenten herausgefunden haben, ist diese Substanz imstande, das Leben von kleinen Fadenwürmern zu verlängern, ihre Bewegung im Alter zu verbessern und die Kraftwerke der Zellen – die Mitochondrien – zu stärken. 

Insbesondere haben die Forschenden beobachtet, wie Spermin der körpereigenen Abwehr dabei hilft, die nervenschädigenden Ablagerungen von Amyloidproteinen zu entsorgen.

Die neuen Erkenntnisse könnten als Grundlage dafür dienen, neue Therapien gegen solche Erkrankungen zu entwickeln.

Ein zentraler Vermittler für Zellvorgänge

Spermin ist ein für den Organismus lebenswichtiger Stoff. 

Er gehört zu den sogenannten Polyaminen, das sind relativ kleine organische Moleküle. 

Spermin ist benannt nach der Samenflüssigkeit Sperma, da es darin in besonders hoher Konzentration vorkommt und vor über 150 Jahren erstmals entdeckt wurde. 

Doch es steckt auch in vielen Zellen des Körpers – vor allem jenen, die aktiv und teilungsfähig sind.

Spermin fördert die Mobilität und Aktivität der Zelle und steuert vielerlei Prozesse. 

Vor allem interagiert es mit den Nukleinsäuren des Erbguts und reguliert so das Auslesen von Genen und deren Umsetzung in Proteine. 

Damit sorgt es dafür, dass Zellen richtig wachsen, sich teilen und schliesslich sterben können. 

Ausserdem ist Spermin von zentraler Bedeutung für einen wichtigen zellulären Vorgang namens «biomolekulare Kondensation»: 

Dabei entmischen sich bestimmte Makromoleküle wie Proteine und Nukleinsäuren und sammeln sich innerhalb der Zelle gewissermassen zu Tröpfchen,
sodass dort wichtige Reaktionen stattfinden können.

Im Zusammenhang mit neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson gab es zuvor schon Hinweise, dass Spermin Nervenzellen schützen und altersbedingten Gedächtnisverlust mildern kann. 

Doch ein genaueres Verständnis, wie es in die nervenschädigenden Prozesse eingreift, um daraus womöglich medizinischen Nutzen zu ziehen, fehlte bislang.

Unterstützung für die zelluläre Müllabfuhr

Die Gruppe um Jinghui Luo hat dies nun genauer untersucht. 

Die Forschenden verwendeten neben Lichtmikroskopie auch das Streumessverfahren SAXS an der PSI-eigenen Synchrotron Lichtquelle Schweiz SLS, um die molekulare Dynamik der Vorgänge zu beleuchten. Die Untersuchungen erfolgten sowohl in einer Glaskapillare (in vitro) als auch im Lebewesen (in vivo). Dafür diente der Fadenwurm C. elegans als Modellorganismus.

Wie sich zeigte, sorgt Spermin dafür, dass sich die schädlichen Proteine über biomolekulare Kondensation sammeln und gewissermassen verklumpen. 

Dies erleichtert einen Prozess namens Autophagie, der in unseren Zellen routinemässig abläuft: 

Er hüllt beschädigte oder unnötige Proteine in kleine Membranbläschen und baut sie mit Enzymen auf sichere Weise ab – ein natürlicher Recyclingvorgang sozusagen.

«Die Autophagie kann mit grösseren Proteinklumpen effektiver umgehen», sagt Studienleiter Luo. «Und Spermin ist sozusagen das Bindemittel, das die Stränge zusammenbringt. Es handelt sich um nur schwach anziehende elektrische Kräfte zwischen den Molekülen, die diese organisieren, nicht aber fest verbinden.»

Das Ganze, so Luo, könne man sich auch vorstellen wie einen Teller Spaghetti. «Das Spermin ist wie Käse, der die langen dünnen Nudeln miteinander verbindet, ohne sie zu verkleben, sodass sie besser verdaulich sind.»

Gesucht ist die richtige Kombination von Zutaten

Spermin nimmt auch auf andere Krankheiten wie etwa Krebs Einfluss. 

Auch dort benötigt es zunächst noch Forschung, um zu klären, welche Mechanismen dabei zum Tragen kommen – dann wären Therapieansätze auf der Basis von Spermin denkbar. 

Zudem gibt es neben Spermin noch viele weitere Polyamine, die ebenfalls wichtige Funktionen im Organismus erfüllen und daher medizinisch interessant sind. Die Forschung in diesem Bereich hat also noch viel Potenzial. «Wenn wir die zugrunde liegenden Vorgänge besser verstehen», sagt Luo, «können wir sozusagen leckerere und besser verdauliche Gerichte kochen, weil wir dann genau wissen, welche Gewürze in welcher Dosis die Sauce besonders schmackhaft machen.»

Auf dieser Suche kommt auch künstliche Intelligenz zum Einsatz, die auf Basis aller verfügbaren Daten deutlich schneller vielversprechende Kombinationen von «Zutaten für die Sauce» berechnen kann. Wichtig für diese sowie folgende Studien, so Luo, seien zudem zeitaufgelöste Streumessverfahren sowie hochauflösende Bildgebung, die solche Vorgänge in Echtzeit und bis hinunter auf die subzelluläre Ebene abbilden können. Ausser am PSI sind solche Methoden nur an wenigen anderen Synchrotronanlagen der Welt verfügbar.

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Über das PSI
Das Paul Scherrer Institut PSI entwickelt, baut und betreibt grosse und komplexe Forschungsanlagen und stellt sie der nationalen und internationalen Forschungsgemeinde zur Verfügung. Eigene Forschungsschwerpunkte sind Zukunftstechnologien, Energie und Klima, Health Innovation und Grundlagen der Natur. Die Ausbildung von jungen Menschen ist ein zentrales Anliegen des PSI. Deshalb sind etwa ein Viertel unserer Mitarbeitenden Postdoktorierende, Doktorierende oder Lernende. Insgesamt beschäftigt das PSI 2300 Mitarbeitende, das damit das grösste Forschungsinstitut der Schweiz ist. Das Jahresbudget beträgt rund CHF 450 Mio. Das PSI ist Teil des ETH-Bereichs, dem auch die ETH Zürich und die ETH Lausanne angehören sowie die Forschungsinstitute Eawag, Empa und WSL.

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Dr. Jinghui Luo
Center for Life Sciences
Paul Scherrer Institut PSI

Text: Jan Berndorff

‪+41 56 310 47 64‬
jinghui.luo@psi.ch
[Englisch]

Originalpublikation:
Spermine Modulation of Alzheimer’s Tau and Parkinson’s α-Synuclein: Implications for Biomolecular Condensation and Neurodegeneration
Xun Sun, Debasis Saha, Xue Wang, Cecilia Mörmann, Rebecca Stemke-Hoffmann, Juan Atilio Gerez, Fátima Herranz, Roland Riek, Wenwei Zheng, Jinghui Luo
Nature Communications, 21.11.2025
DOI: 10.1038/s41467-025-65426-3

Der Schlaf

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Dr. Julia Weiler - Günter K.V. Vetter

Immer wieder hört man, dass das von Tablets und Handys abgegebene blaue Licht das Einschlafen erschwert, da es die Produktion des Schlafhormons Melatonin beeinflusst. Die drei Wissenschaftlerinnen Prof. Dr. Sabine Seehagen, Neele Hermesch und Dr. Carolin Konrad vom Lehrstuhl für Entwicklungspsychologie der Ruhr-Universität Bochum untersuchten diesen Effekt bei Kleinkindern im häuslichen Umfeld im Rahmen einer aufwendig konzipierten Studie Darüber berichtet Rubin, das Wissenschaftsmagazin der Ruhr-Universität.

„Wir beschäftigen uns schon länger mit dem Thema Babyschlaf und Mediennutzung“, sagt Sabine Seehagen. „Allerdings ist dieses Forschungsfeld sehr geprägt von korrelativen Studien. Diese Vorgehensweise sagt aber noch nicht wirklich etwas darüber aus, ob die Medien ‚Schuld‘ sind an dem schlechten Schlaf. Oder ob doch etwas ganz anderes dahintersteckt. Das war der Grund, warum wir experimentell arbeiten wollten“, so Seehagen.

Während die allermeisten Experimente in dem Bereich mit Erwachsenen in Laboren durchgeführt werden, war es den drei Bochumer Entwicklungspsychologinnen ein großes Anliegen, die Kinder in ihrem häuslichen Umfeld zu testen und zu beobachten, um zu verstehen, welche Bedeutung das Tablet für den Schlaf im Alltag hat.

MaAB: Tablet versus Bilderbuch

Die 32 teilnehmenden Familien mit Kindern zwischen 15 und 24 Monaten wurden von den Forscherinnen jeweils zweimal besucht und instruiert.

Im Zentrum des Experiments stand die Frage, ob das Anschauen einer Geschichte auf dem Tablet im Vergleich zum Ansehen eines Bilderbuchs die Ausschüttung von Melatonin und den Nachtschlaf beeinflusst.

Die Kinder bekamen eine Schlafuhr ans Fußgelenk, welche die Bewegungen in der Nacht durch Sensoren wahrnahm. Dadurch konnten die Wissenschaftlerinnen anschließend Rückschlüsse über das Schlafverhalten ziehen, zum Beispiel Schlafdauer, -qualität und Einschlafzeit. Die Melatoninausschüttung wurde über drei Speichelproben pro Kind und Abend gemessen.

MaAB-Cave: Die Ergebnisse überraschen

„Wir haben an dem Abend mit Tablet einen flacheren Anstieg in der Melatoninausschüttung erwartet als an dem Abend mit Bilderbuch", so Carolin Konrad. Dies würde dafürsprechen, dass das Blaulicht, das von dem Tablet abgestrahlt wird, die Melatoninproduktion unterdrückt. Doch überraschenderweise bestätigten die Daten diese Annahme nicht.

Ausführlicher Beitrag in Rubin

Was die Forscherinnen dazu herausgefunden haben, lesen Sie im ausführlichen Beitrag im Wissenschaftsmagazin Rubin mit dem Schwerpunkt Licht und Leuchten (https://news.rub.de/wissenschaft/entwicklungspsychologie-tablet-vor-dem-einschla...). Für redaktionelle Zwecke dürfen die Texte auf der Webseite unter Angabe der Quelle „Rubin – Ruhr-Universität Bochum“ sowie Bilder aus dem Downloadbereich unter Angabe des Copyrights und Beachtung der Nutzungsbedingungen honorarfrei verwendet werden.

Rubin kann über ein Online-Formular (https://news.rub.de/rubin) kostenlos als Newsletter oder Printausgabe abonniert werden.

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Raffaela Römer
Prof. Dr. Sabine Seehagen
Lehrstuhl Entwicklungspsychologie
Fakultät für Psychologie
Ruhr-Universität Bochum
Tel.: ‪+49 234 32 22672‬
E-Mail: sabine.seehagen@ruhr-uni-bochum.de

Sprechstunden der Schwangerenambulanz und die Sprechstunde für Mehrlinge und Beckenendlagen

Das Geburtshilfe-Team der MHH berät Schwangere in Fragen der „richtigen“ Entbindung. 

Gut aufgeklärt können diese ihre Entscheidung besser treffen.

In Deutschland kommt aktuell fast jedes dritte Kind per Kaiserschnitt zur Welt. 

Das sind fast doppelt so viele wie noch 1993. 

Für den Anstieg gibt es unterschiedliche Gründe. 

Oft ist eine Entbindung per Operation medizinisch aber gar nicht notwendig. 

„Die Entscheidung für oder gegen einen Kaiserschnitt hängt immer vom Einzelfall ab“, erklärt Privatdozent (PD) Dr. Lars Brodowski von der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). 

„Wichtig ist, dass die Schwangeren begleitet und umfassend beraten werden, um die für sie richtige Entscheidung fällen zu können.“ 

In der MHH-Frauenklinik gibt es dafür beispielsweise die Sprechstunden der Schwangerenambulanz und die Sprechstunde für Mehrlinge und Beckenendlagen.

MaAB: Kaiserschnittrate stark gestiegen

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes lag die Kaiserschnittrate in Deutschland 2023 bei 32,6 Prozent. 

1993 betrug sie nur 16,9 Prozent. 

Wie kommt es zu dieser Steigerung? „Durch den medizinischen Fortschritt ist der Kaiserschnitt sicherer geworden und wird daher allgemein häufiger als Option betrachtet“, sagt PD Dr. Brodowski. Zudem habe sich das Profil der Schwangeren verändert. 

Viele Frauen bekommen später Kinder, was mit einem höheren Risiko für Komplikationen verbunden ist. 

Auch Übergewicht, chronische Erkrankungen oder frühere Operationen können zu einer höheren Kaiserschnittrate beitragen. „Sicherheit“ ist häufig das schlagende Argument, obwohl in vielen Fällen durchaus eine Spontangeburt möglich wäre – oder zumindest darüber nachgedacht werden sollte.

Spontangeburt hat viele Vorteile

Eine Spontangeburt, auch vaginale Geburt genannt, ist für Mutter und Kind normalerweise gesünder als ein Kaiserschnitt. „Die Genesung nach einer Spontangeburt ist meist schneller und unkomplizierter“, stellt PD Dr. Brodowski fest. Außerdem sei das Risiko für Infektionen, Blutungen und postoperative Komplikationen geringer. Auch für spätere Schwangerschaften sei es günstiger, spontan zu gebären. Denn Kaiserschnitte können bei Folgeschwangerschaften in seltenen Fällen zu Fehllagen und gefährlichen Einwachsungen der Plazenta sowie zu Rissen in der Gebärmutterwand führen. Auch für das Kind hat eine Spontangeburt Vorteile. Während es durch den Geburtskanal gepresst wird, werden die Lunge und die Atemwege freigemacht und es kommt zur Ausschüttung vom Hormonen, die das Herz-Kreislaufsystem anregen. 

Durch den Kontakt mit der mütterlichen Scheidenflora kommt das Baby mit Mikroorganismen in Kontakt, die das Immunsystem stärken. 

Spontan geborene Kinder haben im späteren Leben ein geringeres Risiko für die Entwicklung von Allergien, Atemwegserkrankungen, Diabetes und rheumatischen Erkrankungen. Auch Fettleibigkeit kommt bei ihnen seltener vor.

Entscheidung von Fall zu Fall

Es gibt Situationen, in denen ein Kaiserschnitt unbedingt angezeigt ist. „Das gilt beispielsweise bei einer Querlage des Kindes, einem Nabelschnurvorfall und einer Placenta praevia, also einer Fehllage des Mutterkuchens“, erläutert PD Dr. Brodowski. Auch bestimmte Erkrankungen der Mutter und des Ungeborenen können eine Entbindung per Operation notwendig machen. Andererseits gibt es auch Erkrankungen der Schwangeren, die eine Spontangeburt erlauben. Dazu gehören bestimmte Krankheiten des Herzens, der Atemorgane, des Stoffwechsels und des Nervensystems. Auch bei Fehlbildungen und Erkrankungen des Kindes ist eine vaginale Geburt in vielen Fällen möglich. Ebenso muss eine Beckenendlage des Kindes oder eine Zwillingsgeburt kein Hindernis für eine vaginale Geburt sein.

Umfassende Information und Betreuung

Ob in ihrem individuellen Fall eine Spontangeburt möglich ist, können Schwangere in der MHH-Frauenklinik in den Sprechstunden der Schwangerenambulanz erfahren. Das Team, bestehend aus erfahrenen Hebammen sowie Ärztinnen und Ärzten, nimmt sich viel Zeit und begleitet die werdenden Mütter durch die letzten Schwangerschaftswochen. Für Frauen, deren Nachwuchs mit dem Po nach unten in der Gebärmutter liegt, und Frauen, die Mehrlinge erwarten, gibt es die spezielle „Sprechstunde für Mehrlinge und Beckenendlagen“. In den Sprechstunden werden die zukünftigen Eltern umfassend und nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen informiert – immer mit Blick auf ihre persönliche Situation. „Wir machen die Frauen zu Expertinnen ihrer Schwangerschaft, damit sie dann selbst sicher entscheiden können, ob sie spontan oder per Kaiserschnitt entbinden wollen“, sagt PD Dr. Brodowski. „Am Ende soll alles so gelaufen sein, wie sie es sich gewünscht haben.“

Vaginale Geburt trotz Risikoschwangerschaft

Die World Health Organisation (WHO) geht davon aus, dass nur etwa zehn Prozent aller Kaiserschnitte medizinisch notwendig sind. Die Kaiserschnittrate der MHH-Frauenklinik lag 2024 bei rund 30 Prozent. Vor dem Hintergrund, dass in dem Level-1-Haus der Supramaximalversorgung hauptsächlich Risikoschwangere, beispielsweise Frauen mit schweren Vorerkrankungen und Frauen mit extremen Frühgeburten, gebären, ist das ein sehr niedriger Wert. Besonders stolz ist das Geburtshilfe-Team darauf, dass 2024 von mehr als 100 Zwillings- und mehr als 100 Beckenendlagen-Geburten mehr als 40 Prozent auf vaginalem Wege erfolgten. Um diese Ergebnisse erreichen zu können, absolviert das Team regelmäßig interdisziplinäre Falltrainings. Darüber hinaus steht den Fachleuten in der MHH ein Sicherheitsnetz mit Gynäkologie, Neonatologie, Kinderchirurgie, Anästhesie und weiteren Fachbereichen zur Verfügung.

Weitere Informationen finden Interessierte auf der Webseite

https://www.mhh.de/geburtshilfe#c547

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PD Dr. Lars Brodowski, 

brodowski.lars@mh-hannover.de

Der Schmerz

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Eine Studie von Wissenschaftler:innen des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) hat gezeigt, dass die Fähigkeit, ein intensives unangenehmes Erlebnis wie Schmerz zu kontrollieren, die Wahrnehmung dieses Ereignisses deutlich verändern kann. Seine Ergebnisse hat das Forschenden-Team um Marie Habermann und Prof. Dr. Christian Büchel aus dem Institut für Systemische Neurowissenschaften des UKE im Fachmagazin Nature Communications veröffentlicht.

„Wir erklären uns diesen Effekt mit einer erhöhten Erwartungssicherheit. Wenn Menschen das Gefühl haben, den Schmerz kontrollieren zu können, werden ihre Erwartungen an den Schmerz präziser und dies wiederum moduliert die Schmerzempfindung“, erklärt Studienleiter Prof. Dr. Christian Büchel. Gleichzeitig zeigte sich der Effekt den Forschenden zufolge aber nur dann, wenn die Proband:innen tatsächlich die Kontrolle über den Schmerz hatten. Wenn der Schmerz zwar vorhersehbar, aber nicht kontrollierbar war, wirkte sich die Erwartungssicherheit nicht aus.

Untersuchungen mit bildgebenden Verfahren haben gezeigt, dass diese Wirkmechanismen in bestimmten Gehirnregionen ablaufen, darunter das periaquäduktale Grau, die supplementär-motorische Region sowie der rostrale anterior cinguläre Cortex. Diese Bereiche sind bekannt für ihre Rolle bei der Verarbeitung von Bedrohung und Kontrolle sowie der Schmerzmodulation durch das zentrale Nervensystem.

„Unsere Erkenntnisse könnten zukünftige Ansätze zur Therapie chronischer Schmerzen beeinflussen, indem sie zeigen, wie wichtig die psychologische Komponente des Kontrollgefühls bei der Schmerzbewältigung ist“, sagt Erstautorin Marie Habermann

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Prof. Dr. Christian Büchel
Institut für Systemische Neurowissenschaften
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE)
Martinistraße 52
20246 Hamburg
Telefon: 040 7410-54726
buechel@uke.de

Originalpublikation:
Publikation: Habermann, Büchel. Controllability changes pain perception byincreasing the precision of expectations. Nature Communications. 2025.
DOI: https://doi.org/10.1038/s41467-025-66038-7

Bestimmte Schmerzmittel den Eisenstoffwechsel von Leberkrebszellen beeinflussen und damit zu Eisenmangel und Anämien bei Krebspatienten beitragen

Forschende vom Deutschen Krebsforschungszentrum und der Universität Freiburg zeigen, wie bestimmte Schmerzmittel den Eisenstoffwechsel von Leberkrebszellen beeinflussen und damit zu Eisenmangel und Anämien bei Krebspatienten beitragen können.

Schmerzmittel wie Diclofenac und Paracetamol gehören zu den am häufigsten verwendeten Medikamenten weltweit. Sie lindern Schmerzen und Entzündungen und gelten als gut verträglich. Eine neue Studie unter Leitung von Ursula Klingmüller am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und Jens Timmer von der Universität Freiburg zeigt nun, dass diese Medikamente bei Leberkrebspatienten den Eisenstoffwechsel auf unerwartete Weise beeinflussen und Anämien begünstigen können.

Gemeinsam mit Partnern an den Universitätskliniken in Heidelberg und Leipzig konnten die Forschenden nachweisen, dass beide Schmerzmittel zwar die Entzündungsreaktion abschwächen, gleichzeitig aber die Produktion des Eisen-regulierenden Hormons Hepcidin in den Leberkrebszellen stark erhöhen. Es hemmt die Eisenaufnahme aus dem Darm und die Freisetzung von Eisen aus Speichern wie der Leber. Ein übermäßiger Hepcidin-Spiegel kann dazu führen, dass weniger Eisen aufgenommen und das vorhandene Eisen in den Speichern zurückgehalten wird – was wiederum eine Blutarmut (Anämie) begünstigt.

„Unsere Ergebnisse an menschlichen Zelllinien deuten darauf hin, dass die Einnahme gängiger Schmerzmittel bei Krebspatientinnen und -patienten unbeabsichtigte Nebenwirkungen auf den Eisenhaushalt haben könnte“, sagt Studienleiterin Ursula Klingmüller. „Besonders bei Leberkrebszellen konnten wir zeigen, dass die Wirkstoffe Diclofenac und Paracetamol Signalwege aktivieren, die die Hepcidin-Produktion verstärken.“

Das Team kombinierte modernste Proteomanalysen mit mathematischer Modellierung, um die zugrundeliegenden Mechanismen zu verstehen. Dabei zeigte sich, dass die Medikamente in den Krebszellen die Aktivität bestimmter Signalwege im Zellinneren verändern – insbesondere die des IL-6- und des BMP-Signalwegs, die gemeinsam die Hepcidin-Produktion steuern. In gesunden Leberzellen trat dieser Effekt nicht oder nur schwach auf.

Die Ergebnisse eröffnen neue Perspektiven für eine personalisierte Schmerztherapie bei Krebspatienten, die häufig unter Eisenmangel-bedingter Anämie leiden. „Unsere Modellrechnungen zeigen, dass eine gezielte Hemmung des BMP-Rezeptors den unerwünschten Anstieg von Hepcidin verhindern könnte“, erklärt Jens Timmer, Ko-Studienleiter von der Universität Freiburg. Das könnte langfristig helfen, Eisenmangel und therapiebedingte Anämie zu vermeiden.

Die Studie entstand in enger Zusammenarbeit zwischen dem DKFZ, der Universität Heidelberg, dem Universitätsklinikum Heidelberg, dem Universitätsklinikum Leipzig und der Universität Freiburg.

Publikation:
Anja Zeilfelder, Joep Vanlier, Christina Mölders, Philipp Kastl, Barbara Helm, Sebastian Burbano de Lara, Till Möcklinghoff, Nantia Leonidou, Elisa Holstein, Artyom Vlasov, Alexander Held, Silvana Wilken, Katrin Hoffmann, Gerda Schicht, Andrea Scheffschick, Markella Katerinopoulou, Esther Giehl-Brown, Christoph Kahlert, Christoph Michalski, Daniel Seehofer, Georg Damm, Martina U. Muckenthaler, Marcel Schilling, Jens Timmer, Ursula Klingmüller: Diclofenac and acetaminophen dim the acute-phase response but amplify expression of the iron regulator hepcidin in liver cancer cells.
Cell Systems, 2025, DOI: 10.1016/j.cels.2025.101431

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, Interessierte und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.

Um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Patientinnen und Patienten zu verbessern, betreibt das DKFZ gemeinsam mit exzellenten Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland Translationszentren:

Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT, 6 Standorte)
Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK, 8 Standorte)
Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ) Heidelberg
Helmholtz-Institut für translationale Onkologie (HI-TRON) Mainz – ein Helmholtz-Institut des DKFZ
DKFZ-Hector Krebsinstitut an der Universitätsmedizin Mannheim
Nationales Krebspräventionszentrum (gemeinsam mit der Deutschen Krebshilfe)

Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

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Dr. Sibylle Kohlstädt
Deutsches Krebsforschungszentrum
Im Neuenheimer Feld 280
69120 Heidelberg
T: ‪+49 6221 42 2843‬
E-Mail: S.Kohlstaedt@dkfz.de

Originalpublikation:
Anja Zeilfelder, Joep Vanlier, Christina Mölders, Philipp Kastl, Barbara Helm, Sebastian Burbano de Lara, Till Möcklinghoff, Nantia Leonidou, Elisa Holstein, Artyom Vlasov, Alexander Held, Silvana Wilken, Katrin Hoffmann, Gerda Schicht, Andrea Scheffschick, Markella Katerinopoulou, Esther Giehl-Brown, Christoph Kahlert, Christoph Michalski, Daniel Seehofer, Georg Damm, Martina U. Muckenthaler, Marcel Schilling, Jens Timmer, Ursula Klingmüller: Diclofenac and acetaminophen dim the acute-phase response but amplify expression of the iron regulator hepcidin in liver cancer cells.
Cell Systems, 2025, DOI: 10.1016/j.cels.2025.101431

MenoPause und Diabetes

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Die Menopause verändert den weiblichen Stoffwechsel – oft unbemerkt und doch tiefgreifend. Sinkende Hormonspiegel führen zu einer Zunahme von Bauchfett, Insulinresistenz und ungünstigen Blutfettwerten. Dadurch steigt deutlich das Risiko für Typ-2-Diabetes, Herz- und Lebererkrankungen. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) betont: Diese Lebensphase ist kein Rückschritt, sondern eine Gelegenheit, die eigene Gesundheit bewusst zu stärken. Frauen können durch vermehrte Bewegung, ausgewogene Ernährung und gezielte Vorsorge aktiv dazu beitragen, ihren Stoffwechsel langfristig zu stabilisieren. Das Thema stand im Mittelpunkt der Kongress-Pressekonferenz zur Diabetes Herbsttagung 2025.

Bereits in der sogenannten Perimenopause – also in den Jahren vor der letzten Regelblutung – sinkt der Östrogenspiegel. Das führt zu mehr viszeralem Fett – Fettgewebe im Bauchraum – und zu einer geringeren Insulinempfindlichkeit. „Diese Prozesse setzen ein, noch bevor klassische Risikomarker wie Cholesterin oder Blutdruck auffällig werden“, erklärt Professorin Dr. Julia Szendrödi, Präsidentin der DDG und Ärztliche Direktorin der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie, Stoffwechselkrankheiten und Klinische Chemie des Universitätsklinikums Heidelberg. Besonders Frauen mit einer frühen Menopause – also vor dem 45. Lebensjahr – haben laut internationalen Studien ein rund 30 Prozent höheres Risiko für Typ-2-Diabetes.

Auch Frauen mit einem früheren Schwangerschaftsdiabetes sollten die Wechseljahre als Chance begreifen, ihren Stoffwechsel gezielt zu überprüfen. „Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um Herz-, Leber- und Blutzuckerwerte im Blick zu behalten und neue Präventionsroutinen zu etablieren“, so die DDG-Präsidentin.

Wenn sich Blutzucker und Insulinbedarf verändern
In der Perimenopause schwanken die Hormonspiegel stark; das beeinflusst auch den Blutzucker. Frauen mit Typ-1-Diabetes bemerken oft wechselnde Insulinbedarfe und unvorhersehbare Glukosewerte. Nach der Menopause bleibt der Insulinbedarf meist erhöht, da der Stoffwechsel weniger flexibel reagiert. „Viele Frauen mit Typ-1-Diabetes entwickeln in dieser Phase Merkmale eines Typ-2-Diabetes. Das nennen wir ‚double diabetes‘“, erläutert die Expertin aus Heidelberg.

Auch bei Typ-2-Diabetes kann die Stoffwechsellage in dieser Zeit instabiler werden. Der Verlust des hormonellen Herzschutzes, insbesondere durch das weibliche Geschlechtshormon Östrogen, steigert das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall. Dennoch, so zeigen Registerdaten, werden Frauen nach der Menopause in Deutschland seltener leitliniengerecht behandelt, insbesondere in Hinblick auf Cholesterin- und Blutdrucktherapien.

Herz und Leber altern gemeinsam
Mit dem Absinken des Östrogenspiegels verändert sich auch die Fettverteilung im Körper – ein Risikofaktor für Fettlebererkrankungen. Nach der Menopause nimmt die Häufigkeit der sogenannten metabolic dysfunction-associated steatotic liver disease (MASLD, nichtalkoholische Fettlebererkrankung) spürbar zu. Vor der Menopause sind Frauen nur etwa halb so häufig betroffen wie Männer, danach steigt die Zahl deutlich an. „Besonders bei Frauen mit Insulinresistenz oder Diabetes sehen wir häufiger eine fortschreitende Leberfibrose“, so Szendrödi.

Fachgesellschaften empfehlen daher regelmäßige Screenings: zunächst mit Blutwerten und einfachen Scores, bei Auffälligkeiten ergänzt durch Ultraschall oder Elastografie. „Herz und Leber altern gemeinsam mit dem Stoffwechsel. Die Menopause ist der Moment, an dem Prävention neu ansetzen muss“, betont die Präsidentin der DDG.

Therapie anpassen, Bewegung fördern
Hormonersatztherapien können den Stoffwechsel günstig beeinflussen, sind aber keine allgemeine Lösung. Sie eignen sich vor allem bei ausgeprägten Beschwerden und niedrigem Gefäßrisiko. Entscheidend ist eine individuelle Risikoabwägung. „Wichtiger als Hormonersatzpräparate bleibt Bewegung“, sagt Szendrödi. „Muskeltraining steigert die Insulinempfindlichkeit, senkt Blutzucker und schützt Herz und Gefäße – nachhaltig und ohne Nebenwirkungen.“

Was Frauen jetzt tun können
- Werte kennen: regelmäßige Kontrolle von Blutzucker, Blutfetten, Blutdruck und Leberwerten
- Bewegen: 2–3-mal pro Woche gezieltes Muskeltraining, ergänzt durch Ausdaueraktivitäten
- Ernährung: viel Gemüse, Ballaststoffe und pflanzliche Fette – wenig Zucker und Fertigprodukte
- Schlafen und Stress meiden: erholsamer Schlaf und Stressabbau unterstützen den Stoffwechsel
- Medizinische Beratung: bei Bedarf hormonelle Therapie individuell prüfen lassen

Wissen schützt – und stärkt
„Wissen ist der erste Schritt zur Prävention“, fasst Szendrödi zusammen. „Wer versteht, wie sich der Körper verändert, kann gezielt gegensteuern und die Menopause als Chance nutzen. Sie ist ein Wendepunkt – und der Beginn einer neuen Stärkephase.“

Im Rahmen der Kongress-Konferenz hat die DDG aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zu Menopause und Diabetes sowie weitere Aspekte der Frauengesundheit und ihres Zusammenhangs mit Diabetes vorgestellt. „Ein besonderer Schwerpunkt der Diabetes Herbsttagung 2025 lag auch auf besonderen Lebensphasen, wie der Pubertät, Schwangerschaft und Menopause, sowie der Wechselwirkung zwischen Hormonen und Diabetes“, so Professor Dr. med. Karsten Müssig, Tagungspräsident der Diabetes Herbsttagung 2025 und Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Gastroenterologie und Diabetologie am Franziskus-Hospital Harderberg der Niels-Stensen-Kliniken.

Blutentnahmen Zeitpunkte

Die innere Uhr der Immunzellen: Ist das Immunsystem morgens jünger?

Im Laufe des Lebens altert unser Immunsystem: 

Es reagiert langsamer auf Krankheitserreger, Impfungen wirken weniger effektiv, und das Risiko für Krebs steigt. 

Zugleich folgt die Immunabwehr einem 24-Stunden-Rhythmus, da Zahl und Aktivität vieler Immunzellen im Tagesverlauf schwanken.

Forschende des Leibniz-Instituts für Arbeitsforschung (IfADo) in Dortmund haben nun untersucht, ob dieser tägliche Rhythmus das Immunalter beeinflusst und ob das Immunsystem dadurch zeitweise „jünger“ oder „älter“ agiert.

„IMMAX“ als Marker für das Immunalter

Für die Studie entnahmen die Forschenden den Teilnehmenden morgens, mittags und abends Blutproben. 

Über den sogenannten „IMMune Age indeX (IMMAX)“ bestimmten sie das individuelle Immunalter und analysierten, wie es sich im Tagesverlauf verändert. 
Der IMMAX ist ein Biomarker, der aus dem Verhältnis bestimmter Immunzellen im Blut bestimmt wird.

Als ein Aspekt des biologischen Alters korreliert er mit dem tatsächlichen Lebensalter. „Einzelne Immunzellen, die für die Berechnung des IMMAX relevant sind, unterliegen tageszeitlichen Schwankungen“, erklärt Dr. Sina Trebing, wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Gruppe „Immunmodulation“ am IfADo. „So konnten wir beispielsweise morgens eine erhöhte Frequenz von natürlichen Killerzellen (NK-Zellen) feststellen – sie sind zentrale Schutzzellen gegen Infektionen und Krebs. Bei anderen Immunzelltypen zeigte sich dagegen ein gegensätzliches Muster.“

Die innere 24-Stunden-Uhr steuert die Aktivität des Immunsystems. Hormonspiegel, Körpertemperatur, Nervensignale und Botenstoffe geben Immunzellen einen Zeitplan vor, wann sie sich bewegen oder aktiv werden sollen. 

Dies führt zu tageszeitlichen Schwankungen der Menge von Immunzellen im Blut. 

Auf das Immunalter im Tagesverlauf haben diese Schwankungen jedoch keinen Einfluss, wie die Forschungsgruppe nun feststellte. Trotz messbarer tageszeitlicher Unterschiede blieb der IMMAX insgesamt weitgehend stabil, da sich einzelne Immunzelltypen offenbar gegenseitig ausgleichen.

Bei „Lerchen“ verändert sich der IMMAX etwas stärker

Der IMMAX erweist sich als weitgehend von der Tageszeit unabhängiger Marker für das Immunalter. Dennoch zeigten sich leichte Unterschiede je nach individuellem Chronotyp, also ob ein Mensch lieber früh („Lerche“) oder spät („Eule“) aktiv ist. 
Bei Lerchen sank der IMMAX-Wert vom Morgen zum Mittag leicht ab, sie wurden also im Tagesverlauf immunologisch jünger. 

Das deutet darauf hin, dass der Zeitpunkt der Blutentnahme in Relation zum Aufstehen eine Rolle spielt. 

„Wann wir morgens aufwachen und aktiv sind, beeinflusst offenbar die Bewegung unserer Immunzellen und damit auch den IMMAX-Wert leicht“, erklärt Trebing. 

„Für große Kohortenstudien ist der Entnahmezeitpunkt unproblematisch. 
Bei weiteren Projekten, die eine Bestimmung des IMMAX beinhalten, achten wir aufgrund dieser Erkenntnisse nun auf ein einheitliches Zeitfenster nach dem Aufstehen, um die Präzision noch zu erhöhen.

Dr. Sina Trebing
E-Mail: trebing@ifado.de
Tel.: 0231 1084-221

Originalpublikation:
Trebing S., Bröde P., Claus M., Watzl C. 2025. Influence of circadian rhythm on the determination of the IMMune Age indeX (IMMAX). Frontiers in Aging 6.